Uhlig-Mühle Bernsdorf: Überraschend starker Protest gegen AfD-Mann Maximilian Krah

Deutlich mehr Gegendemonstranten als erwartet versammelten sich gegenüber der Uhlig-Mühle direkt an der B 180. Drinnen lauschten 200 Personen Krahs Rede. Polizisten wurden für einen Moment nervös.

Für einen Moment machte Mike Moncsek die Polizei nervös: Der AfD-Bundestagsabgeordnete stürmte am Mittwochabend über die B 180 auf die Gegendemonstranten zu, die sich gegenüber der Uhlig-Mühle in Bernsdorf versammelt hatten; mehrere Beamte folgten auf dem Fuß. „Ich will die bloß mal begrüßen!“, versicherte Moncsek. „Keine gute Idee“, meinte ein Polizist. Die Oberlungwitzer SPD-Stadträtin Melanie Berthold, die den Gegenprotest angemeldet hatte, ging Moncsek entgegen. Es gab ein kurzes, höfliches Gespräch unter Polizeischutz; mit einem jovialen „Immer friedlich bleiben!“ ging der AfD-Mann unter Pfiffen und Buh-Rufen der Demonstranten zurück Richtung Mühle.

Das Publikum feiert den „Tiktok-Mann“

Dort versammelten sich über 200 Menschen, um den umstrittenen AfD-Europaabgeordneten Maximilian Krah zu erleben. Dieser steht unter anderem wegen der mutmaßlichen Spionage eines Mitarbeiters für China und Äußerungen über die SS sogar parteiintern in der Kritik, die neue AfD-Delegation im EU-Parlament verweigert seine Aufnahme. In der Uhlig-Mühle spielte all das keine Rolle; das Publikum feierte den „Tiktok-Mann“, wie ihn Moncsek wegen seines starken Engagements in diesem Netzwerk nannte. Krah verwies darauf, dass die AfD auch unter Jungwählern sehr beliebt sei; seine Partei müsse „Deutschland retten, und in Sachsen damit anfangen“.

„Solche Veranstaltungen nicht unkommentiert lassen“

„Man hat mich gewarnt, ich würde wegen des Fußballspiels vor einem leeren Saal sprechen“, so Krah. Das Gegenteil war der Fall: Stühle und Parkplätze wurden knapp; viele waren auch aus dem Erzgebirge und Mittelsachsen zur Uhlig-Mühle gereist, in der zuletzt die rechtsextreme Identitäre Bewegung ihr Sommerfest gefeiert hatte.

Damals hatte ein Grüppchen von sieben Menschen vor der Mühle protestiert, ebenfalls auf Anregung von Melanie Berthold. Diesmal kamen knapp 70 Leute, darunter viele Jugendliche – aus der unmittelbaren Umgebung, aber auch aus Limbach-Oberfrohna, Werdau, Crimmitschau, Zwickau, dem Vogtland. Die Anmelderin hatte mit 20 Demonstranten gerechnet. „Ich bin schon begeistert und ein bisschen gerührt, wir haben die AfD massiv geärgert“, schätzte Melanie Berthold ein. Die Zeiten, in denen man solche Veranstaltungen unkommentiert lassen könne, seien längst vorbei. „Dieser Abend hat nicht nur mir Mut und Kraft gegeben.“